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Von der Delikatesse
zur Massenware


Folgen:
- für die Ernährung
- für die Lebens-
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- Wirtschaftliche Folgen
  der Lachs-Mast


Situation in B.C.:
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- Forschung 2005
- Forschung 2006
 
Situation in Deutschland










     

Fischfarmen / Aquakultur 
Neue Bedrohung für Kanadas West Coast

-  Lachs-Aquakulturen bringen die Ökosysteme
in British Columbia aus dem Gleichgewicht  -
 

Mai 2007:
Regierungsgremium rät zu Abschaffung von offenen Netzkäfigen und Genehmigungsstopp für Aquakulturen
 

Im Februar 2006 richtete die BC Legislative Assembly ein zehnköpfiges Gremium ein, um Empfehlungen für eine zukünftige Aquakultur in British Columbia zu machen, das "Special Committee on Sustainable Aquaculture". Erst nach 18-monatigen Anhörungen und zahlreichen Ortsterminen lagen am 16. Mai 2007 die Ergebnisse vor. 
   Das Komitee rät der Regierung zu einem Wechsel von den üblichen offenen Netzkäfigen zu relative geschlossenen Systemen. Diese würden sich auch im Meer befinden und einen (Ab-)Wasseraustausch mit dem Meer ermöglichen, ohne aber Fische und Parasiten heraus zu lassen. Diese Technik sollte innerhalb von drei Jahren entwickelt werden und in zwei weiteren Jahren umgesetzt sein. 
   Außerdem sollten vorerst keine neuen Aquakulturen genehmigt werden und die Produktionskapzitäten nicht ansteigen. Nördlich von Cape Caution (also im Great BearRainforest, Nordküste, Haida Gwaii) sollten Fischfarmen permanent verboten werden. Auf Lachswanderrouten müssten bestehende Aquakulturen verschwinden, so das staatliche Komitee. 
 
Ob die neoliberale Regierung British Columbias bereit ist, die recht fortschrittlichen Vorschläge ihres eingesetzten Gremiums voll umzusetzen ist zweifelhaft. Die Aquakultur-Industrie läuft jedenfalls gegen die Empfehlungen Sturm und droht mit Abwanderung aus British Columbia.
 







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Von der Delikatesse zur Massenware

Vor einigen Jahrzehnten war Lachs noch eine Delikatesse - und entsprechend teuer. Wildlachs gilt als gesund, da er u.a. einen geringen Anteil gesättigter Fettsäuren enthält, aber dafür einen hohen Anteil ungesättigter Fettsäuren, wie z.B. "Omega-3-Fettsäuren". Die besonders in den letzten Jahren stark angestiegene Nachfrage konnte schon lange nicht mehr mit gefangenem "wildem" Lachs gedeckt werden. 98 % aller weltweit angebotenen Lachsprodukte vom atlantischem Lachs (Salmo salar) stammen inzwischen von Zucht-Lachs.

Doch wie wird das "Wunder" vollbracht, Lachs in gigantischen Mengen zu minimalen Preisen weltweit anzubieten? Dies gelingt mit der sogenannte Aquakultur: als Vorbild diente die landwirtschaftliche Massentierhaltung. Die Schweine der Meere sind inzwischen die Lachse. Sie werden zu hunderttausenden pro Anlage in freischwimmenden Käfigen de fakto gemästet. Wegen seiner schnellen Gewichtszunahme ist der Lachs der am meisten gezüchtete Fisch vor Europas Küsten geworden. Haupterzeugerländer von Zuchtlachs sind Norwegen, Schottland, Chile und Kanada.
Eine Weltkarte der Lachsfarmen von der Living Oceans Society öffnet per Klick in neuem Browserfester (130 kb).

Der Lachs ist von einer gesunden aber teuren Delikatesse zur billigen aber qualitativ minderwertigen Massenware degradiert worden. Aufgrund der quasi-industriellen Massentierhaltung ist Zucht-Lachs nicht nur aus ökologischen Gründen abzulehnen sondern auch ernährungsphysiologisch bedenklich geworden.

Wildlachs

Foto: Wildlachse (McAllister / www.raincoast.org)

 

       
 



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Folgen der Lachs-Aquakulturen

Folgen für die Ernährung

Durch die hohe Besatzdichte in den frei schwimmenden Käfigen können sich Krankheiten sehr schnell verbreiten. Daher wird folgender Chemie-Cocktail in das Wasser gegeben:

  • Antibiotika gegen Bakterien und Viren,
  • Fungizide (wie z.B. Malachit-Grün) gegen Pilz-Krankheiten,
  • Pestizide gegen Fischparasiten, wie z.B. die See-Laus,
  • Farbstoffe (z.B. Beta-Carotinoide) damit das Lachsfleisch seine charakteristische Farbe bekommt.
  • zudem werden den Junglachsen maschinell Wachstumshormone gespritzt.

Als Futter bekommen die Lachse eine Mischung aus künstlich hergestelltem Eiweiß und zu Pellets gepresstem Fischmehl. Das Fischmehl wird durch die sogenannte "Gammelfischerei" gewonnen - welches zusätzlich den Druck auf wildlebende Fischbestände erhöht. Den Hauptanteil der Fischmehlproduktion verbraucht die Aquakultur, d.h. die Zucht von Fischen, Krabben und Muscheln in Becken und Netzkäfigen. Um 1 Tonne Lachsfleisch zu erhalten, müssen - zusätzlich zu industriell hergestellten Proteinen - 3 Tonnen Fischmehl zugefüttert werden. Die Nachfrage nach Fischmehl ist durch den rasanten Boom der Aquakultur drastisch gestiegen, womit sich der sich der Trend der Überfischung der Weltmeere fortsetzt.

Durch die Herstellung des Fischmehls konzentrieren sich auch automatisch die Schadstoffe auf: Zuchtlachs enthält deutlich mehr Dioxine, PCB u.a. langlebige Schadstoffe, als Wildlachs.
Wie Wissenschaftler Ronald Hites und Mitarbeiter im Januar 2004 im Magazin «Science» berichteten, enthält der Lachs aus Fischfarmen bis auf wenige Ausnahmefälle mehr Umweltgifte als die Pazifikwildlachse. Zu den untersuchten Substanzen gehörten polychlorierte Biphenyle (PCB) und 13 weitere wahrscheinlich krebserregende Stoffe wie Dioxin, DDT und das Holzschutzmittel Lindan.

Der Futterzusatz aus mikrobakteriell gewonnen Proteinen enthält zwar keine Schadstoffe und erfüllt für den Lachs seinen ernährungs-
physiologischen Zweck. Jedoch verliert der Lachs dadurch seinen typischen Geschmack. Um diesen zu erzeugen, wird weiterhin jedes Jahr 30 Millionen Tonnen "Gammelfisch" für die Aquakultur gefangen.

Derzeit wird übrigens mit Hochdruck an genetisch verändertem Lachs geforscht - Obwohl transgene Fische auch in den USA bisher nur vereinzelt und versuchsweise außerhalb von geschlossenen Laboratorien gezüchtet wurden, ist dennoch schon bald mit dem kommerziellen Einsatz gentechnisch veränderter Fische zu rechnen. Nach eigenen Angaben plant die amerikanische Firma A/F Protein, die rasche Markteinführung gentechnisch veränderter Lachse, Forellen und Tilapia-Buntbarschen. Diese sollen infolge einer Optimierung der jeweiligen Wachstumshormon-Gene 5 mal so schnell wachsen wie konventionelle Fische. Mit der Markteinführung von Lebensmitteln aus transgenem Lachs ist in 2 bis 4 Jahren zu rechnen.

 

    


Foto:
Von Fischläusen (sea lice)
aus einer Aquafarm
befallene Junglachse
(Alexandra Morton / farmedanddangerous.org)

  


Zitat von der Pan Fish Website:

 Sea Lice

"Think of us as the provider of the pure and natural
  taste of products from the blue pastures"

 

    




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Folgen für die Lebensgemeinschaften der Küsten und Fjorde

Die Folgen der "Aquakultur" für die an die Lachsfarmen angrenzenden Ökosysteme sind - im wahrsten Sinne des Wortes - weitreichend:

  • Von den Zuchtstationen aus verbreiten sich die See-Läuse: sie sind die gefährlichsten Parasiten der Lachse, bereits ein von 10 Seeläusen befallener Lachs ist nicht mehr lebensfähig. Ziehen nun Wild-Lachse auf ihren Wanderungen an den Lachsfarmen vorbei, so bekommen sie quasi eine "Parasiten-Dusche" ab. In Norwegen gibt es Fälle, in denen die Lachs-Laus einzelne lokale Wildlachspopulationen komplett ausgerottet hat - die dadurch frei werdenden ökologischen Nischen wurden von Zuchtlachs besetzt.
  • Die Populationsdynamik der Wildlachse wird unvorhersehbar negativ beeinflusst: Immer wieder entkommen Zuchtlachse aus den Anlagen. In einigen Flüssen Norwegens stammt schon jeder zweite geangelte Lachs aus den Farmen. Die entkommenen Zuchtlachse sind durch den "Chemie-Cocktail" und die Impfungen resistenter gegen natürliche Fischkrankheiten, wie z.B. IHS, als ihre wildlebenden Verewandten. Dies hat u.a. zur Folge, dass eine Vermischung der Gene der lokalen Populationen mit den Zucht-Lachsen stattfindet. Der Genpool der Wildlachse verarmt und lokale Populationen sterben aus. Schätzungen zufolge wird - bei anhaltender Tendenz - in zehn bis zwanzig Jahren der norwegische Wildlachs vom Zuchtlachs verdrängt sein.
  • Im Pazifik (z.B. Kanadas Westküste) können aus den Käfigen entkommende atlantische Lachse die einheimischen Arten verdrängen. Das hat fatale Folgen für die vom Lachs abhängigen Tiere des Regenwaldes, wie auch für die Indianer: Statt mehreren Lachsarten, die von Frühsommer bis zum Herbst je nach Art zu unterschiedlichen Zeiten die Flüsse hoch wandern, gibt es dann nur noch eine kurze Lachswandersaison.
  • Exkremente der Zuchtlachse und überzähliges Futter sowie dessen Zusätze gelangen ungehindert aus den Käfigen in die umliegenden Gewässer und führen dort zu Eutrophierung (Überdüngung) und chemischen Belastungen durch die Fisch-Medikamente.
  • Weiterhin entstehen in den Zuchtanlagen große Mengen "Abfälle". Damit wird in einzelnen Ländern sehr unterschiedlich umgegangen. In Kanada z.B. werden von den Betreibern der Zuchtanlagen unkontrollierte Mengen an Futter-Resten,Lachs-Medikamenten und toten Fischen in die umliegenden Gewässer gekippt.

 

    
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Wirtschaftliche Folgen der Lachs-Mast

Durch das Massenangebot des billigen Farmlachses haben die Preise für Lachsprodukte allgemein einen historischen Tiefstand erreicht. Das hat zur Folge, dass Fischer, die mit dem Fang von Wildlachs ihren Lebensunterhalt bestreiten, zum Teil nicht mehr davon leben können. So sind zum Beispiel die Berufsfischer in Alaska gegenüber den Fisch-Farmen in British Columbia schon lange nicht mehr konkurrenzfähig. Hinzu kommt, das die Konsumenten-Nachfrage nach Lachsprodukten weltweit tendenziell sinkt, so dass die Preise voraussichtlich weiter fallen werden.

In den letzten Jahren hat - dem weltweiten Trend folgend - auch auf dem Markt der Fisch-Konzerne eine Konzentration stattgefunden: Nur noch wenige multinationale Unternehmen beherrschen den Markt, sie stammen aus Norwegen, den Niederlanden und Chile.

Sinkende Preise und falsche Marktprognosen haben sogar den norwegischen Konzern Pan Fish in finanzielle Schwierigkeiten gebracht. Die norwegische Großbank DnB hat Ende vorigen Jahres durch Schulden- und Aktienübernahme de facto die finanzielle Kontrolle über Pan Fish übernommen.

 

    





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Situation in British Columbia (B.C.)

Lachslaich

Foto: Laich von Wildlachsen in einme Urwaldbach (McAllister / www.raincoast.org)
 

Situation in B.C.:  Allgemein

Das weltweit einzigartige Küsten-Ökosystem an der Westküste von Kanada birgt reichhaltige Wildlachsbestände. In den Kiesbetten der unzähligen Bäche und Flüsse laichen 5 verschiedene pazifische Lachsarten. Von dort schwimmen die geschlüpften Lachse ins Meer um nach 2 bis 7 Jahren wieder zu "ihrem" Geburtsort zurück zu kommen um zu laichen und zu sterben.

Die einheimischen Lachsarten an der Küste British Columbias sind die Lebensgrundlage der dort lebenden Indianervölker wie zum Beispiel den Nuxalk. Der Fang und die Verarbeitung der Fischbestände sind unverzichtbare Nahrungsgrundlage der Ureinwohner und integraler Bestandteil ihrer Kultur. Da die Arbeitslosigkeit unter den Nuxalk sehr hoch ist und die Sozialhilfe von 180 CAN Dollar im Monat nicht ausreicht, sind die Nuxalk auf gesunde Wildlachsbestände als Grundnahrungsmittel angewiesen.

Die Lachse sind zudem untrennbarer Bestandteil des hochkomplexen Ökosystems des Great Bear Rainforest. Die genauen ökosystemaren Zusammenhänge sind noch lange nicht vollständig erforscht. Tatsache ist, dass die Lachse unverzichtbare Nahrung für Grizzly-Bären, Schwarz-Bären, Wölfe, Flussotter, Waschbären, Raben und Seeadler sind. Die abgestorbenen Lachse sind wichtiger Dünger für die angrenzenden Regenwälder. Ohne die regelmäßige Zufuhr an Nährstoffen zur Laichzeit könnten die Bäume nicht ihre enorme Größe erreichen.

Foto: Nach dem Laichen absterbender Wildlachs in einem Urwald-Fluss
(McAllister / www.raincoast.org)

 

    



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Situation in B.C.:  Bedrohungen

Die scheinbar unerschöpflichen Lachsbestände werden von zwei Entwicklungen bedroht:

Zum Einen werden durch die Abholzung der Urwälder in British Columbia auch die Flussökosysteme unwiederbringlich zerstört. Die Lachsbestände in von der Abholzung betroffenen Gebieten brechen zusammen, einzelne lokale Populationen sterben ganz aus.

Zum Anderen werden die einheimischen Lachse von den sich ausbreitenden Fischfarmen bedroht. Die Lachs-Industrie findet sich vor allem im Küstenbereich zwischen Vancouver Island und dem Festland. Jetzt gibt es auch Bestrebungen, Zuchtstationen weiter nördlich im "Great Bear Rainforest" neu einzurichten. Während Kanada als Unterzeichner der Biodiversitäts-Konvention darauf dringt, Maßnahmen gegen die Ausbreitung von eingeschleppten Arten zu ergreifen, genehmigt die Fischereibehörde die gezielte Einführung atlantischer Farmlachse im Pazifik.

Die Größe einzelner Lachsfarmen kann bis zu 1 Million Lachse betragen. Wurden 1984 in Britisch Columbia noch 100 Tausend Tonnen Lachs "produziert", so sind es heute mehr als 40 Tausend Tonnen pro Tag. Doch trotz rückläufiger Nachfrage und fallender Preise ist die Provinzregierung von British Columbia im Begriff, das nun seit mehr als 5 Jahren bestehende Moratorium für neue Fischfarmen aufzuheben, um letztendlich kommerzielles Fischen durch Fischfarmen zu ersetzen. Das Bündnis gegen die Fischfarmen ist breit: einheimische Berufs- und Sportfischer, indigene Völker, Ökologen und Umweltaktivisten haben sich gegen die Errichtung neuer Fischfarmen verbündet.

Hinweis: Über die Probleme in British Columbia informiert auch das Faltblatt "Keine Farmlachs" im Download-Bereich.

 Chinook

Foto: Von Fischläusen aus Aquafarmen befallener junger Chinook Wildlachs
(Alexandra Morton / www.farmedanddangerous.org)

 

    



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Situation in B.C.:  Brennpunkt Ocean Falls

Im Falle der geplanten Zuchtanlage in Ocean Falls handelt es sich nicht um eine übliche Lachs-Zuchtanlage, sondern um eine dezidierte Aufzuchtstation für Junglachse. Mit diesen Junglachsen können reguläre Zuchtfarmen beliefert werden. Die Vermutung liegt nahe, dass diese Aufzuchtstation nur den "Brückenkopf" darstellen wird, um in der Region zahlreiche neue Zuchtstationen zu Errichten. Dies würde die beiden sehr stark vom Wildlachs abhängigen Indianerstämme Nuxalk und Heiltsuk elementar in ihrer Existenz bedrohen - die negativen und kaum kalkulierbaren Folgen der quasi-industriellen Lachszucht sind offensichtlich.

Zudem wird durch die aktuellen Bauarbeiten in Ocean Falls historische Steinritzereien zerstört. Eine archäologische Untersuchung gab es vor den Sprengungen nicht. Die Stammesvertreter der Nuxalk und Heiltsuk wurden weder von der Provinzregierung, noch von der Betreiberfirma "Omega" (eine Tochtergesellschaft der norwegischen "Pan Fish"), vor Beginn der Bauarbeiten auf offizieller Ebene um Zustimmung gebeten. Auf einer "Informationsveranstaltung" wurden die Stammesvertreter lediglich vor vollendete Tatsachen gestellt. Die Stammesvertreter nutzten die Möglichkeit, um den Firmenvertretern die Gründe für die Ablehnung des Bauvorhabens auszudrücken und unmissverständlich ein Ende der Bauarbeiten zu veranlassen.

Derzeit bereiten die Heiltsuk eine Klage vor gegen die Provinzregierung von Britisch Columbia wegen ungenügender Prüfung des Bauvorhabens und einer vorschnell und offensichtlich zu wohlwollend erteilten Lizenz.

"We've declared war on the fish farming industry," sagte Ed Newman, ein Stammesvertreter der Heiltsuk Nation. "They might have to throw a lot of us in jail, but we don't care. We have to protect our way of life."
Weiter meinte er: "We don't want the central coast to become the garbage dump for the Atlantic salmon farming industry. This territory is our food basket. We live off the sea and we are trying to protect our way of life."

Protest der Heiltsuk Indianer in Ocean Falls

Foto von Jutta Kill:
Protest der Heiltsuk Indianer gegen die Lachsfarm in Ocean Falls am 15.01.2003

 

    




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Lachse demonstrieren in Seattle am 15.1.03 vor der
Pan Fish Nordamerika Zentrale.
(Foto: FAN)

Nuxalk Hereditary Chief
Rhonda Schooner erläutert
der Presse in Seattle die Bedenken der Indianer.
(Foto: FAN)

Nuxalk beim Aktionstag in Ocean Falls

Aktionstag der Nuxalk und Heiltsuk in Ocean Falls
(Foto: Jutta Kill)

  


Situation in B.C.:  Chronologie des Widerstands 2002/2003

Im Sommer 2002 bricht unvorhergesehen die Population von Pink Salmon nordöstlich von Vancouver Island zusammen. Seit Beginn der Aufzeichnung der Populationsschwankungen in den 1950er Jahren war dies der schlimmste beobachtete Populationsrückgang.

19.07.2002
Bei einer Gemeinschaftsaktion von Ureinwohnern und Umweltverbänden werden in Victoria vor dem Sitz der Provinzregierung 200 Pfund toter Lachs ausgeschüttet. Damit soll die Provinzregierung darauf aufmerksam gemacht werden, dass eine befürchte Aufhebung des Fisch-Farm-Moratorium von 1985 nicht ohne Widerspruch der Betroffenen hingenommen werden würde.
"I don't feel it is wrong to return rotten fish to the legislature after the Government dumps fish farms in our traditional fishing grounds", sagt eine Angehörige der Indianer-Völker, die sich im Nachhinein für die Aktion vor Gericht verantworten musste.

Ende August 2002
Die Umweltorganisation FAN protestiert medienwirksam gegen eine illegale Fish-Farm vor Kent Island, Vancouver Island. Sie wird bzw. wurde betrieben vom Omega-Konzern (der in Ocean Falls derzeit eine Lachsaufzuchtstation baut).

12.09.2002
Zur jährlichen Versammlung der "B.C. Salmon Farmers Association" in Campbell River verkündet die Provinzregierung von British Columbia die Aufhebung des Verbotes der Einrichtung neuer Fisch-Farmen in British Columbia. Die Umweltorganisationen FAN und Friends Of Clayoquot Sound sowie Vertreter der Heiltsuk First Nation protestieren dagegen. Einer der Bannersprüche lautet - in Anspielung auf die den Zucht-Lachsen verabreichten Medikamente und Hormone: "WILD SALMON DON'T DO DRUGS" ("Wildlachse nehmen keine Drogen").

29.10.2002
Start einer Internationalen Kampagne des Bündnisses "CAAR" zur Aufklärung von Konsumenten und Abnehmern von Lachsprodukten über die weithin unbekannten Folgen der industriellen Lachszucht für Mensch und Umwelt. Mitglied im Bündnis "Coastal Alliance for Aquaculture Reform CAAR" sind Wissenschaftler, Berufsfischer, Vertreter der Ureinwohner und Umweltverbände. Es wird eine spezielle Website eingerichtet: www.farmedanddangerous.org

17.12.2002
Etwa 50 Stammesvertreter der Heiltsuk und Nuxalk demonstrierten zusammen mit der Umweltorganisation FAN und mehreren Berufsfischern gemeinsam auf der Baustelle im kleine Ort Ocean Falls gegen die Errichtung einer Aufzuchtstation für Junglachse. Ocean Falls befindet sich im traditionellen Stammesterritorium der Nuxalk und der Heiltsuk. Der Betreiber ist die Firma "Omega", die wiederum eine Tochterfirma von "Pan Fish" ist, einer der weltweit größten Lachs-Konzerne. Die Vertreter der Indianerstämme machen geltend, dass die Aufzuchtstation ohne Erlaubnis auf dem Territorium der Nuxalk und Heiltsuk errichtet wird. Die Indianer wurden zwar über die Pläne informiert, aber nie um Zustimmung gebeten. Diese erteilte stattdessen die Provinzregierung von British Columbia an die Betreiberfirma - über die Köpfe der Ureinwohner hinweg.
Bei der Aktion wurde symbolisch eine Betonverschalung auf der Baustelle entfernt. Fast alle nationalen und regionalen Tageszeitungen und Radiostationen in Britisch Columbia berichteten. Die Fernsehberichterstattung hat die Polizei in Bella Bella vereitelt, weil sie die Videokamera der Heiltsuk konfiszierten.

10.01.2003
In Norwegen fand ein außerordentliches Aktionärstreffen des PanFish-Konzerns statt. Dabei sollte das Neufinanzierungskonzept den Aktionären vorgestellt werden. Eine Vertreterin der Umweltverbände verlas eine Resolution der Heiltsuk gegen den Bau der Anlage und überbrachte dem Vorstand und den Aktionären Protestbriefe. Die Aktionäre wurden darauf aufmerksam gemacht, welche Folgen die Missachtung der indigenen Landrechte im Hinblick internationale Proteste und Marktkampagnen haben könnte.

15.01.2003
Internationaler Aktionstag: an PanFish-Vertretungen in Hongkong und Seattle sowie dem Pan-Fish-Shareholder DnB in Hamburg, in Campbell River, sowie Groß-Demonstration in Ocean Falls (siehe Kanada-News).

Kundgebung in Seattle vor der Pan Fish North America Holding

Foto: Kundgebung in Seattle vor der Pan Fish North America Holding am 15.1.03 (FAN)

 

    




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Situation in B.C.: Forschungsergebnisse 2005

Forscher um Martin Krkosek von der University of Alberta in Edmonton haben erstmals untersucht, welchen Anteil die Fischfarmen an der Verbreitung der Seeläuse haben.
Das Forschungsobjekt: Das Umfeld der zu "Stolt Sea Farms" gehörende Doctor Islet Fish Farm, in British Columbias Broughton Archipelago bei Vancouver Island - eine typische Aquakultur mit Netzkäfigen.
Die Veröffentlichung: Ausgabe 4/2005 der renommierten Zeitschrift «Proceedings of the Royal Society, Series B».

Die Wissenschaftler hatten in ihren Untersuchungen 5.500 wildlebende Lachse über eine Distanz von 60 Kilometer in British Columbia beobachtet. Bei ihrer Migration müssen die Fische an einer Zuchtlachsstation in einem engen Fjord vorbeischwimmen.

Die Forscher hatten jeden einzelnen Fisch in einem Abstand zwischen einem und vier Kilometer untersucht. Junge Fische waren, ehe sie in der Nähe der Fischfarm kamen, kaum von Seeläusen befallen. Dies änderte sich aber schlagartig in den Gewässern rund um die Lachsfarm. "Die Konzentration der Parasiten war in der Umgebung der Fischfarm um das 30.000-Fache höher als in anderen Gewässern", so Studienleiter Marty Krkosek.

Das Risiko, dass die Fische in diesen Gewässern von einem Parasiten befallen werden, war 73 Mal höher als entlang der folgenden 30 Kilometer langen Route. Die Seeläuse beeinträchtigen die Gesundheit der Lachse und können sogar tödlich sein.

Seeläuse sind parasitische Krustentiere, die bestimmte Meeres-Fische befallen. Betroffen sind sowohl in freier Wildbahn lebende Tiere, als auch Zuchttiere. Die Parasiten können offene Wunden am Körper der Fische hinterlassen und damit die Fähigkeit, zwischen Süß- und Salzwasser zu wechseln, beeinträchtigen. Besonders betroffen sind junge Fische, da diese aufgrund ihrer Größe besonders anfällig sind.

Die jungen Lachsen waren teilweise erst drei Zentimeter lang und wogen kaum ein halbes Gramm. "Einige dieser Fische hatten noch nicht einmal ihren Eisack komplett verloren", berichtet Krkosek; "selbst so kleine Fische waren schon infiziert." Erwachsene Lachse überleben in der Regel den Seelaus-Befall. Sind die Fische aber erst wenige Tage alt, kann ihr Körper die Parasiten nicht verkraften. Die Seeläuse fressen mehr als ihre Wirte, die somit bei lebendigem Leib verzehrt werden.


Befallene Junglachse (Foto: Alexandra Morton)
 

Im britischen Fachblatt "Proceedings of the Royal Society B" schreiben die Forscher, jede Seelaus lege in Laufe ihres Lebens bis zu 800 Eier. Nicht nur Lachse seien betroffen, der Parasit werde an andere Fische wie etwa den Hering weitergegeben. Was man an den kanadischen Wildlachsen beobachtet habe, sei vergleichbar mit Problemen in Schottland, Norwegen und Irland. Auch dort infizieren Fischfarmen die Wildfische der Umgebung mit Parasiten.

"Bis jetzt haben Regierung und Industrie entweder geleugnet, dass Seeläuse aus Fischfarmen ein Problem sind, oder mehr Forschung gefordert", sagte Jay Ritchlin Meeresspezialist der David Suzuki Foundation am 29. März 2005. "Mit der neuen Studie ist der Zusammenhang nicht mehr abstreitbar - und die Situation ist schlimmer, als wir sie uns vorgestellt haben."

Literaturquelle:

Martin Krkosek, Mark A. Lewis, John P. Volpe, University of Alberta, Edmonton, Alberta, Kanada; in "Proceedings of the Royal Society of London B", 30.3.2005, doi:10.1098/rspb.2004.3027

Download:

 

       




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Situation in B.C.:  Forschungsergebnisse 2006

Die gleiche Forschergruppe aus dem Zentrum für mathematische Biologie der Universität von Alberta hat die Mortalitätsraten von jungen Wildlachsen ermittelt, die auf ihrer Wanderung ins Meer an Lachs-Aquakulturen vorbeischwimmen müssen.

"Bisher war bekannt, dass Aquakulturen die Seelaus-Raten erhöhen und dass Seeläuse für Fische tödlich sein können", sagte Martin Krkosek (PhD), der Hauptautor der Studie. "Dies ist die erste Untersuchung, die Felddaten, Experimente und mathematische Modelle kombiniert, um die Auswirkungen der Fischfarmen zu ermitteln."

Seeläuse (engl. "sea-lice"), besonders die Art Lepeophtheirus salmonis, sind natürliche Parasiten von lachsartigen Fischen, aber Aquakulturen verändern den Infektionsweg für Junglachse vollkommen. Erwachsene Lachse sind normalerweise die Hauptwirte für Seeläuse. Die Laichplätze in den Flüssen sind frei von Seeläusen, denn die Altlachse sterben nach dem Laichen ab und die Parasiten überleben im Süßwasser nicht. Unter natürlichen Bedingungen sind erwachsene Tiere weit draußen im Meer, wenn die Junglachse von ihren Geburtsorten ins Meer ziehen.

Mit Seeläusen besetzter Junglachs (Foto: Alexandra Morton)
Mit Seeläusen besetzter Junglachs  (Foto: Alexandra Morton)

Aquakulturen (Fischfarmen) platzieren aber erwachsene Lachse in Netzkäfigen in die Fjorde - also entlang der Wanderwege der Junglachse ins offene Meer. Die Folge ist eine Wolke von Seeläusen, durch die die Junglachse ziehen müssen. Da die Junglachse so klein und ohne schützende Schuppen sind, ist ein Befall von 1 bis 2 Seeläusen tödlich.

Im Jahr 2004 untersuchte die Forschergruppe 14000 Junglachse im Broughton Archipel (südlichster Teil des Great Bear Rainforest) auf Seelaus-Befall. 2005 folgten dann Experimente mit 3000 Junglachsen um Überlebensrate in Abhängigkeit von der Zahl der Seeläuse zu ermitteln. Die Felddaten kombinierten sie mit Rechenmodellen und erhielten so Überlebensraten bzw. Mortalitätsraten von Junglachsen, die auf ihrem Weg aus ihrem Urspungsfluss in Meer Lachsfarmen passieren müssen.

Die Mortalitätsrate für ziehende Junglachse durch Seeläuse aus Fischfarmen im Untersuchungsgebiete reichte von 9% im zeitigen Frühjahr bis zu 95% im späten Frühjahr (dann war die Seelaus-Population höher). "Jeder weiß, dass von Natur aus nur wenige Junglachse bis zur Geschlechtsreife überleben.", erklärte Forschungsleiter Professor Mark Lewis, "Die Fischfarm-Seeläuse reduzieren die Zahl der Überlebenden noch weiter."

 
Literaturquelle:

Krkosek, M., Lewis, M.A., Morton, A., Frazer, L.N., Volpe, J.P. (2006)
Epizootics of wild fish induced by farm fish.
Proceedings of the National Academy of Sciences, 15506–15510, October 17, 2006, vol. 103, no. 42

Download:

 

    
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Situation in Deutschland

Der Konzern Pan Fish liefert auch Farmlachs nach Deutschland (20 t pro Woche), wenn auch wohl eher aus seinen Aquakulturen in Norwegen. Der Zuchtlachs aus Kanada ist überwiegend für den amerikanischen Markt bestimmt.

Dennoch sollten auch die deutschen Verbraucher Lachsprodukte aus Aquakultur meiden, denn:

  • es sind die gleichen multinationalen Konzerne, die in Deutschland norwegischen und schottischen Lachs verkaufen und in Kanada mit ihren Lachsfarmen die Wildlachsbestände ruinieren.
  • auch in Europa hat die Zucht von Lachs fatale Folgen für die Gewässer, Wildlachsbestände und durch den Fischmehlverbrauch auch auf die Fischbestände der Weltmeere.

Bitte die Tipps zum Schutz der Wildlachse unter "Aktion" nutzen!

    
                   

Text:  Stephan Röhl / ArbeitsKreis nördliche Urwälder (AKU)    -    Fotos:  © Ian McAllister, Alexandra Morton, Jutta Kill, Forest Action Network

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