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Hintergrund:
Mythen und Märchen der Gipsindustrie

 

 
 
 
 
 
 
                         
 
 
 
 
 
 
     

"Durch Gipsabbau wird nichts unwiederbringlich zerstört."

Karstdynamik, Flora, Fauna und die jeweiligen Lebensgemeinschaften des Gipskarstes sind in ihrer derzeitigen Ausbildung nicht wiederherstellbar. Sämtliche abbautechnische Eingriffe sind weder ökologisch noch juristisch ausgleichbar. Eine Landschaft, die durch die abfließenden Schmelzwässer von 4 Eiszeiten geprägt wurde, lässt sich nicht mit Spaten und Saatgut "wiederherstellen". Die einzige Möglichkeit, Gipskarst zu renaturieren: mindestens 10 000 Jahre warten!

 
 
 
 
 
 
 
                         
 
 
 
Märchen erzählt Ihnen die Gipsindustrie gerne!  

"Gipsabbau schafft langfristige Arbeitsplätze."

Gips wird grundsätzlich nur solange abgebaut, wie es für die jeweilige Firma am jeweiligen Standort rentabel ist und in die globale Unternehmens-Strategie passt. Das Beispiel Bodenwerder zeigt, dass die Gipsindustrie kein echtes Interesse an der Erhaltung von Arbeitsplätzen hat: Obwohl der Firma zu eben diesem Zweck mehre Millionen DM an Subventionen zugesprochen wurden, und im Raum Osterode neue Abbauflächen für Rigips genehmigt werden, geht die Zahl der Arbeitsplätze im Werk Bodenwerder rasant herunter (noch ca. 750 Anfang der 80er Jahre auf 50 im Herbst 2002). In absehbarer Zeit - ca. 10 bis 30 Jahre - werden die meisten Gipslagerstätten im Südharz erschöpft sein. Doch schon Jahre vor der endgültigen Ausbeutung wird der Abbau wegen zunehmender Überdeckung und Verunreinigungen unrentabel.

 
 
 
 
 
 
 
                         
 
 
 
 
 
 
     

"Die Gipsindustrie im Südharz besteht überwiegend aus klein- und mittelständischen Unternehmen."

Nur noch wenige Gipsfirmen sind eigenständig. Die meisten wurden in multinational operierende Konzerne eingegliedert: Rocogips wurde von Heidelberger Zement geschluckt, Rigips und Börgardts von British Plaster Board BPB, Dr. Würth von Lafarge, Rump & Salzmann, Steuerlein, sowie die Kurhessischen Gipswerke von Knauf - um nur die bekanntesten zu nennen.

 

 
 
 
 
                         
 
 
 
 
 
 
     

"Die Gipsindustrie ist in der Region verankert."

Da die Mehrheit der Gipsunternehmen inzwischen einem der großen "Global Players" auf dem Rohstoffmarkt angehört, ist die Konzernpolitik auf die internationalen Wettbewerbssituation und Rahmenbedingungen ausgerichtet und unterliegt somit auch dem weltweiten Machtpoker um Märkte und Profite, dem neben den natürlichen Lebensgrundlagen auch die Arbeitsplätze zum Opfer fallen. Was für einzelne Gemeinden ein bedeutender Gewerbestandort ist, mussim "großen Spiel" bei Bedarf als Bauernopfer herhalten. Einzelne Standorte wie Bodenwerder oder Ellrich werden solange betrieben, wie es in das Gesamtkonzept dieser Firmenkonglomerate passt. Für Unternehmen, die jährlich Konzernumsätze von wenigstens 6 Mrd. DM machen, sind Investitionen in Höhe von 80 Mio. an einem Standort eine Größenordnung, deren Bedeutung in der Öffentlichkeit völlig überbewertet wird.

 

 
 
 
 
                         
 
 
 
 
 
 
     

"Schon immer wurde im Südharz Gips abgebaut"

Tatsächlich haben die Menschen im Gipskarstgürtel praktisch seit der Erstbesiedlung den Gips als Rohstoff genutzt. Der feine Unterschied zu heute liegt darin, dass die Gipsmenge, die früher in Jahrhunderten abgebaut wurde, heute innerhalb eines Jahres verschwindet - und zwar nicht in Bauten der Region, sondern auf Internationalen Märkten (u.a. auch nach Malaysia). Die ehemals kleinstflächigen Gipsgruben, in denen für den Hausbedarf abgebaut wurde, sind heute Großsteinbrüchen gewichen. (Am Alten Stolberg wurden kürzlich 315 Hektar auf einmal genehmigt). Innerhalb von 70 Jahren wurde etwa 2/3 des gesamten Kohnsteins abgebaut. Steigende Technisierung, Verarbeitungs- und Transportkapazitäten schlagen heute Schneisen in die Landschaft, die leicht auf Satellitenbildern zu erkennen sind.

 

 
 
 
 
                         
 
 
 
 
 
 
     

"Die Gipswerke verbessern die Lebensqualität in der Region."

Die Verwaltungsgemeinschaft Ilfeld / Hohnstein hat errechnet, dass auf einen geschaffenen Arbeitsplatz in der Gipsindustrie 20 bis 30 Arbeitsplätze im Fremdenverkehr, Gastronomie, Landwirtschaft verloren gehen. Sogar die Bauindustrie spürt die Auswirkungen: Die Grundstückspreise in der Nähe bestehender und geplanter Gipsabbaufelder sinken, ausgewiesene Baugrundstücke in der Nähe von Steinbrüchen möchte niemand haben. Die Grundlage für eine gesunde Tourismusentwicklung ist eine intakte Landschaft. Kein Tourist fährt mehr in eine Region, die ihre ehemals reichen Naturschätze gegen Steinbrüche ausgetauscht hat. Die Narben in der Landschaft sind weithin sichtbar, und wo man keine Steinbrüche sieht, wird man von Gips-Lkw's eingenebelt.

 

 
 
 
 
                         
 
 
 
 
 
 
     

"Es ist zuwenig REA-Gips zur Zeit verfügbar."

Die Firmen, die sich ernsthaft genug um REA-Gipse bemühen, kriegen auch welchen. In Ostdeutschland, in dem mit steigender Entschwefelungs-Nachrüstung der Kraftwerke auch die REA-Mengen ständig steigen, werden REA-Gipse sogar in alte Kalischächte verfüllt. An verschiedenen Standorten liegen immer noch ungenutzte Halden herum, so z.B. in Wilhelmshafen. Bedeutende Mengen REA-Gipse werden exportiert: so wurden z.B. von einem Kraftwerksstandort am Niederrhein eine Menge REA-Gips nach England exportiert, die größer ist, als der Rohgipsbedarf des Werkes Bodenwerder für ein Jahr!

 
 
 
 
                         
 
 
 


Text: KNU / Naturfreunde Niedersachsen / Stephan Röhl

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