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Die Karstkiller


 
 
 
 
 
 
     

Calziumsulfat (Gips und Anhydrit) gehört zu den billigsten Massenrohstoffen. Er wird weltweit im "großen Maßstab" gefördert und gehandelt, die Weltproduktion beträgt ungefähr 100 Millionen Tonnen.

Ebenso wie in der Zementindustrie werden große Teile des europäischen Gips-Marktes von einigen wenigen Unternehmen beherrscht.

Im Südharz gibt es kaum noch klein- und mittelständische Unternehmen. Der Aufkauf durch internationale Konzerne ist hier schon weit fortgeschritten.

Folgende internationale Unternehmen
haben den Südharzer Gipskarst quasi
unter sich aufgeteilt:

  • Saint-Gobain
    hierzu im Südharz:
    - Saint Gobain Rigips GmbH,
    - Saint Gobain Formula GmbH,
    - Maxit
    - Ührder Steinbruchgesellschaft mbH
     
  • Knauf
    hierzu im Südharz:
    - Gipswerk Rottleberode,
    - Rump & Salzmann,
    - VG Orth GmbH & Co. KG
       (Produktname Multigips und Casonic)
    - Gerätschaften der Wildgruber-Konkursmasse
       am Kohnstein
     
  • Remondis
    hierzu im Südharz:
    - CASEA, Südharzer Gipswerk
     
  • Wico / Quarzolith
    hierzu im Südharz:
    - Kohnstein Bergwerks GmbH
       
  • Xella
    hierzu im Südharz:
    - Fels-Werke GmbH (kein eigener Gipsbruch, aber bezieht Naturgips für Fermacell-Platten vom Lichtenstein)
  "Südharzer Gipswerk" bei Ellrich, Thüringen, Hat 2009 von Heidelberger Zement zu
 
 
 
 
                         
 
 
 
 
 
 
     

Saint Gobain (Marken: Rigips, Formula)
Mit dem Aufkauf von Rigips 1987 und Börgardts (Walkenried) stieg British Plaster Board (BPB) einst zum größten Karstkiller im niedersächsichen Teil des Gipskarstes auf - bis das gesamte Unternehmen am 17.11.2005 für 5,8 Milliarden Euro vom Glas- und Mischkonzern Saint-Gobain geschluckt wurde. Saint-Gobain umfasst etwa 1200 Gesellschaften besonders aus Glas- und Baustoffbereichen. Im August 2007 übernahm der Konzern für 2,13 Milliarden Euro die Baustoff-Tochter Maxit vom deutschen Unternehmen Heidelberg Cement. Börgardts firmiert jetzt unter dem Namen "Saint-Gobain-Formula", der rest unter "Saint-Gobain-Rigips". Die Firma betreibt aktuell mindestens acht Steinbrüche im niedersächsischen und einen Steinbruch im Thüringer Gipskarst auf eigenen Namen. Weiterhin baut ein Subunternehmer für Saint Gobain im Raum Ührde bei Osterode am Kipphäuser Berg ab.

Knauf (Marken: Knauf, Multi-Gips / VG Orth)
Knauf ist im Gegensatz zu den börsennotierten Firmen ein autokratisch geführtes Familienunternehmen mit über 150 Werken weltweit. Sie hat 1989 das Gipswerk in Rottleberode (Sachsen-Anhalt) übernommen) und baut über die Landesgrenze am Alten Stolberg in Thüringen ab. Dort hat sich Knauf für angeblich 90 Jahre Vorräte gesichert, deren Abbau über 300 ha wertvolle Karstbuchenwälderzum Opfer fallen.
Mit dem Aufkauf von Rump & Salzmann und Steuerlein, sowie von dem in Multigips umbenannten Turmgips (ehemals VG Orth / Würth - von Lafarge in Turmgips umbenannt) leistet Knauf seinen Beitrag zum Konzentrationsprozess. Die Abbauflächen der zugekauften Unternehmen liegen in Niedersachsens Gipskarst bei Ührde und bei Stadtoldendorf. Der Abbau an der Kreuzstiege bei Osterode zerstört einen besonders wertvollen Trockenrasen.
Außerdem hat Knauf große Teile der Wildgruber-Konkursmasse (WICO) am Kohnstein übernommen und ab 2005 weiterverkauft.

Remondis (Marken: Casea, SHG Südharzer Gipswerk)
HeidelbergCement hatte sich einst im Südharzer Gipskarst eingekauft und unter anderem Roco-Gips (Dorste) und das Ellricher Gipswerk übernommen; die dann ab 2004 unter dem Namen Südharzer Gipswerk (SHG) firmierten. 1999 erwarb HeidelbergCement den Putzhersteller Maxit. Inzwischen hat sich das HeidelbergCement aus dem Gipsgeschäft zurückgezogen: Im März 2000 ging die Dämmplatten-Sparte mit sechs Produktionsstandorten in Deutschland und vier weiteren in anderen EU-Ländern an BPB-Rigips und somit später an Saint Gobain. 2007 übernahm Saint-Gobain außerdem Maxit.
2009 kaufte Remondis das Südharzer Gipswerk (SHG) mit sechs Steinbrüchen bei Ellrich und Dorste und vier Produktionsstandorten in Süddeutschland. Die Gipssparte von Remondis wird nun unter dem Namen CASEA geführt.

Webersberger Quarzolith / Kohnstein Bergwerks GmbH (Marke: WICO)
Quarzolith hat 1999 und 2005 den Tagebau am Kohnstein übernommen und produziert Putze und Estriche. Als weiteres Geschäftsmodell dient der Steinbruch im Südharz als Deponie für Bohrabfälle aus dem Tunnelbahnhofsprojekt 'Stuttgart 21'.

 

 
 
 
 
Das Ende des Gipskarstes: nicht recycelter Gipsbauplatten-Bruch
 
Das Ende: nicht recycelter Gipsbauplatten-Bruch  
 
 
 
 
 
 
     

 

Während der Konzentrationsprozess die "Firmenlandschaft" immer übersichtlicher macht, führt der gleichzeitige Prozess der Verflechtung der Multis untereinander zu immer komplexeren Konglomeraten. Immer weniger Unternehmen durchdringen sich untereinander immer stärker.

Diese Situation macht das Auftreten von illegalen Preisabsprachen wahrscheinlich. Die Kartellbildung der europäischen Zementindustrie ist unter Wettbewerbshütern der Kartellämter bestens bekannt und berüchtigt.

Im November 2007 verhängt die Wettbewerbskommissarin der Europäischen Union gegen Saint-Gobain eine Geldstrafe von 134 Millionen Euro. Saint-Gobain war an einem internationalen Flachglas-Kartell mit vier Unternehmen beteiligt, die 80% des Marktes abdeckten.
Ein weiteres Bußgeld in Höhe von 900 Millionen Euro verhängte die Europäische Union gegen Saint-Gobain aufgrund eines Autoglas-Kartells im November 2008.

Die Firma HeidelbergCement wurde 1992 vom Europäischen Kartellamt zu einem Bußgeld von 112 Mio. DM verurteilt. In das System illegaler Absprachen waren die bedeutendsten europäischen Zementhersteller verwickelt. Obwohl die Baubranche seit jeher als besonders anfällig für Korruption und Kartellbildung gilt, waren die Kartellwächter vom Ausmaß dieses größten aller bisherigen Verfahren erstaunt; noch nie zuvor wurden die Gesetze der Marktwirtschaft so rigoros und ungeniert außer Kraft gesetzt.

Schon 1985 verurteilte die Europäische Kommission das damals zu BPB gehörende British Gypsum wegen Ausnutzung seiner marktbeherrschenden Stellung zu einer Zahlung von über 3 Mio. ECU.

 

 
 
 
 
 
 
 

 

 
 
 
                         
 
 
 


Text: KNU / Naturfreunde Niedersachsen / Stephan Röhl    -    Fotos:  © KNU / Stephan Röhl

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